Aktuelles


Neues Mitglied im Beirat der BAS: Dr. Rico Kaufmann

Mitteilungen in eigener Sache
von RICO KAUFMANN

Nach Dr. Josef Simmel möchte nun auch ich mich als neues Beiratsmitglied der BAS kurz vorstellen. Ich bin seit August 2017 als Referent an der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Karlsruhe tätig und dort hauptsächlich zuständig für die Koordinierung der Offenland-Biotopkartierung in Baden-Württemberg. Seit 2018 bin ich Mitglied der BAS.
Ursprünglich komme ich aus Thüringen (Östliches Thüringer Schiefergebirge) und bin dort in einer in der Landwirtschaft tätigen Familie aufgewachsen und hatte so früh Zugang zur Natur. Das Interesse an Pflanzen kam bei mir während der Schulzeit – eine Pflanze, die dafür verantwortlich war, ist das Quendelblättrige Kreuzblümchen (Polygala serpyllifolia) mit den wunderschön bläulich-weiß schimmernden Blüten. Mein Studium im Fach Landschaftsökologie und Naturschutz und Promotion im Fach Botanik absolvierte ich an der Universität Greifswald mit Abschlussarbeiten zur genetischen Diversität und Reproduktionsbiologie der Diphasiastrum-Arten unter Betreuung von Prof. Dr. Martin Schnittler. Erste Kartiererfahrung habe ich in Thüringen durch die Mitarbeit an der landesweiten Erfassung der FFH- und Rote-Liste-Pflanzenarten seit 2008 gesammelt.
Seit 2020 bin ich Beirat der BAS. Meine Aufgaben sind hier die Einrichtung und Betreuung eines Facebook-Auftritts der BAS ergänzend zur bestehenden Internetseite sowie nach und nach verstärktes Einbringen in die Veranstaltungen der BAS, z. B. durch Anbieten von Exkursionen und Kartierung bestimmter Pflanzen-gruppen. Mein spezielles Interesse gilt dabei den Frauenmantel-Arten (Alchemilla) und den Bärlappgewächsen (Lycopodiaceae).


Die Gräser im Naturportal des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart

von MARKUS SONNBERGER

Das Naturportal des SMNS soll die Bestimmungsarbeit für bestimmte Tier- und Pflanzengruppen erleichtern und wendet sich dabei insbe¬sondere an interessierte Laien und Naturfreunde.
Aktuell enthalten sind die Süßgräser, Weichtiere, Fossilien und terrestrische Gliedertiere (Insekten und Spinnen). In Bearbeitung sind die Sauergräser (Binsen und Zypergras-Gewächse), deren Freischal nach den noch nötigen Freiland- und Herbararbeiten vorgesehen ist.
Die klassische Bestimmungsmethode geht über Bücher, mit denen man im Idealfall über Alternativabfragen in Bestimmungsschlüsseln zum Artnamen gelangt. Leider sind die Merkmale der Gräser aber etwas diffiziler als bei „normalen“ Wiesenblumen. Die Sonderbildungen im Blütenbereich sind oft schwer zu interpretieren, die Variabilität enorm, die Teile zudem klein und lupenbedürftig. Wenn man dann bei hoher Irrtumswahrscheinlichkeit über dutzende Entscheidungs-Knoten geführt wird, bleibt das Erfolgserlebnis oft aus und das Interesse verebbt.
Das Naturportal geht einen neuen Weg. Anstelle der linear, hinter-einander geschalteten Merkmalsabfragen, kann man hier über eine multiple Auswahl diejenigen Merkmale bearbeiten, bei denen man sich sicher ist. Die Zahl der in Frage kommenden Arten schränkt sich dabei rasch ein, und man gelangt letztlich zu einer Übersicht (von Bildern), wo sich dann über die jeweiligen Steckbriefe die betreffende Art oder Artengruppe ziemlich sicher bestimmen lässt. Bei jedem Steckbrief wird zudem auf ähnliche und verwandte Arten hingewiesen, was für zusätzliche Sicherheit sorgt.

Die Komponenten des Gräser-Portals
Neben allgemeinen Benutzerhinweisen (deren Durchsicht nur wärmsten empfohlen werden kann) und einer Literaturliste erschließt das Portal die Arten über die Seiten „Bestimmung“ und „Systematik“. Die „Systematik“ führt dabei über die Familien und Gattungen zu den Artsteckbriefen. Unter „Systematik“ finden sich auch Steckbriefe zu den (Familien und) Gattungen, denen wertvolle Informationen zu wichtigen Merkmalen und zur Systematik, insbesondere aber auch zu Spezialliteratur, zu entnehmen sind. Die Seite „Bestimmung“ bietet dagegen über Auswahlfilter die Möglichkeit Bilder und Steckbriefe mit eigenen Funden abzugleichen.

Räumliche Abdeckung und berücksichtigte Taxa
Der Gräser-Schlüssel umfasst alle in Baden-Württemberg natürlicherweise auftretenden Arten, zuzüglich der verbreitetsten und häufiger wildwachsend beobachteten Neophyten. Über unser Bundesland hinaus wurden auch alle Arten erfasst, die im Umkreis von etwa 50 km in den Nachbarländern vorkommen, wobei die Berücksichtigung alpiner Arten gegenwärtig noch recht fragmentarisch ist. Außerhalb der Alpen sollten die Bestimmungsschlüssel zumindest auch für die Oberrheinebene, die Pfalz, Hessen und große Teile Bayerns uneingeschränkt zu verwenden sein.

Bestimmungsarbeit mit dem Filterschlüssel
Die wichtigste Komponente des Portals ist das Bestimmungsfenster (https://naturportal-suedwest.de/de/graeser/bestimmung/). Das Fenster ist zweigeteilt, wobei links (oder – je nach Anzeigeformat – oben) eine Liste mit Schlüsselmerkmalen steht, und rechts Bilder derjenigen Arten zu sehen sind, die der jeweils gewählten Merkmalskombination entsprechen. Solange man keine Merkmalsauswahl getroffen hat, sind das alle Arten von denen Steckbriefe im Portal enthalten sind.
Die Merkmale in der Merkmalsliste sind nach Merkmalskomplex (Verbreitung/generativ/vegetativ/Ökologie/Spezialschlüssel) und Merkmalsgüte nacheinander angeordnet. Die Merkmalsgüte wird in den „Allgemeinen Hinweisen“ näher beschrieben. Klickt man auf „Pfeil_nach_unten“ so öffnet sich eine Liste von Merkmalsaus-prägungen; über Kontrollkästchen (Checkboxen) kann eine Auswahl getroffen werden. Die Merkmalsausprägungen werden wenn nötig über Text und Illustrationen näher erläutert. Dazu muss man auf den Info-Knopf (i) neben der Checkbox drücken.
Für der Bestimmung bietet es sich an, die Artenauswahl zunächst auf die häufigeren Arten zu beschränken, die aus der Region, aus der man seinen Beleg bestimmen möchte, schon bekannt sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Neufund einer Seltenheit gemacht hat, ist nämlich recht gering. Wendet man dies zum Beispiel auf den Odenwald an, so fällt von den über 250 Süßgrasarten des Südwestens schon mal die Hälfte weg. Auch der Standortsfilter kann hier weiterhelfen. Entsprechend übersichtlicher wird die eigentliche „Merkmals¬arbeit“. Bei dieser arbeitet man sich dann durch die am Beleg möglichst einfach und eindeutig interpretierbaren Merkmale durch die Liste und lässt zunächst diejenigen Merkmale unberührt, deren sichere Beurteilung man sich nicht zutraut. Die Zahl der relevanten Taxa, bzw. der angezeigten Bilder, wird dann rasch kleiner. Man kann dann, sofern man Material mit Blütenständen hat, die Bilder vergleichen und bei einem evtl. „Treffer“ den Steckbrief aufrufen, dort weitere Bilder auch vegetativer Merkmale anschauen und Hinweise auf ähnliche Arten finden.
Weiß man schon, welche Gattung man vor sich hat, so kann man die Bestimmung weiter abkürzen, indem man die Gattung auswählt. Für große Gattungen (z.B. Festuca) gibt es auch Spezialschlüssel.
Wichtig ist zu verstehen, dass der Filterschlüssel letztlich nicht wie beim dichotomen Bücherschlüssel immer zu einer einzigen Art führt, sondern zu einer mehr oder weniger großen Auswahl von Arten mit den festgestellten Merkmalen. Das liegt daran, dass beim Filterschlüssel der Übersichtlichkeit halber eine Beschränkung der Merkmalsauswahl notwendig ist, was man bei einem Bücherschlüssel nicht braucht. Gerade rein vegetatives Material ist aber auch, etwa bei vielen Sauergräsern, grundsätzlich nicht sicher bis auf Artebene zu bestimmen – egal, was irgendwelche „Florae vegetativae“ nahezulegen scheinen.

Die Steckbriefe
Die Steckbriefe sind das „Herzstück“ der Darstellung im Portal. Es gibt sie für alle behandelten Arten, Unterarten und Sektionen sowie für alle Gattungen und Familien, wobei die beiden letzteren nicht über den Schlüssel, sondern nur über die „Systematik“ abrufbar sind. Sie enthalten Bilder, beschreibende Texte, Anmerkungen und in vielen Fällen auch Hinweise auf weiterführende Literatur.
Die Bilder zeigen den Habitus und Merkmalsdetails typischer Pflanzen, in der Regel auch Lupenmerkmale und eine Verbreitungskarte. Die Beschreibungen sind kurzgehalten, wobei auch auf häufigere Bildungsabweichungen hingewiesen wird. Unter Anmerkungen finden sich Vergleiche mit ähnlichen Arten und gegebenenfalls auch Diskussionen zu taxonomischen Problemen. Die Systematik und Taxonomie entspricht dem aktuellen wissenschaftlichen Stand. Das ist in erster Linie für die Poaceae die Arbeit von SORENG & al (2015) und für die Cyperaceae MUASYA & al. (2009). Gebräuchliche Synonyme, zum Beispiel der verschiedenen „Standardlisten“ der deutschen Länder, werden angegeben.

Zitiervorschlag und Link
SONNBERGER M., THIV M. & WÖRZ A. 2019 ff.: Naturportal Südwest, Süßgräser (Poaceae) – Die Süßgräser Baden-Württembergs kennen¬lernen und bestimmen. Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart. https://naturportal-suedwest.de/de/graeser/


Umweltpreis 2020 des Alb-Donau-Kreises für Eveline Jedynak und Ralf Rieks

von STEFFEN HAMMEL

Mit dem Ziel, brachliegendes Ackerland in einen reichstrukturierten Biotop zu verwandeln, kauften unser Mitglied Ralf Rieks und seine Ehefrau Eveline Jedynak 2009 von der Stadt Blaubeuren zwei im Ortsteil Asch gelegene Flurstücke (TK 7524/4) mit einer Größe von 0,66 ha (Abb. 1). Mit viel Handarbeit entstand durch das Engagement der neuen Besitzer in den vergangenen Jahren ein Mosaik aus heimischen Gehölzen, Goldkälberkropf-Hochstaudenflur, Magerwiesen und Brachen– ein wichtiger Rückzugs- und Lebensraum für Pflanzen und Tiere.

Abb. 1: Biotop von Süden, Ralf Rieks, 2009.

Bereits über 320 Pflanzenarten wurden in dem Biotop notiert, darunter selten gewordene Ackerwildkräuter wie Sommer-Adonisröschen (Adonis aestivalis) und Acker-Gelbstern (Gagea villosa; Abb. 2). Auch zahlreiche Tierarten konnten beobachtet werden: über 80 Tag- und Nachtfalterarten, zwei Reptilien- und über 30 Vogelarten. Der Biotop dient Wanderschäfern als Weideland und ist durch das Gelände durchziehende Pfade für Erholungssuchende und Naturbeobachtende zugänglich.

Abb. 2: Acker-Gelbstern (Gagea villosa), Ralf Rieks, 2019.

Das Landratsamt des Alb-Donau-Kreises hat die bedeutende ökologische Aufwertung der Freifläche im Dezember 2020 mit dem Umweltpreis des Alb-Donau-Kreises unter der Kategorie „Vorbildlich mit Auszeichnung“ prämiert. Die Botanische Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland eV. gratuliert Eveline Jedynak und Ralf Rieks ganz herzlich zu dieser Auszeichnung. Hervorheben möchten wir, dass bei der Entwicklung des Biotops vorbildlich auf das künstliche Einbringen von Pflanzenarten verzichtet wurde, insbesondere wurden keine Wildblumenmischungen angesät, wie dies inzwischen leider vielerorts geschieht.


Aufruf zur Kartierung der Laubholz-Mistel

Aufruf zur Kartierung der Laubholz-Mistel (Viscum album subsp. album) und ihrer Wirtsbäume in Südwestdeutschland

 

Ralf Rieks

Seit ca. 4 Jahrzehnten kartiert der Autor die Vorkommen der Laubholz-Mistel (Viscum album subsp. album) in Südwestdeutschland, speziell im Ulmer Raum. Im Fokus steht dabei die aktuelle Verbreitung, dokumentiert in 1km² großen Quadraten der Gauß-Krüger-Koordinaten. Im Zuge des Klimawandels, speziell der milden Winter, weitet die Mistel aktuell deutlich ihr Areal aus. Somit lohnt es sich, das Augenmerk auf neu besiedelte Standorte zu richten. Auch die Ausbreitung in höhere Lagen der Mittelgebirge, z.B. der Schwäbischen Alb, kann derzeit beobachtet werden.

Ein zweites Augenmerk richtet sich auf die Wirtsbäume der Laubholz-Mistel. Auf »Obstbäumen und Pappeln« oder ähnlich lauten die Angaben in vielen Lokalfloren, wobei sowohl die »Obstbäume« als auch die »Pappeln« viel Spielraum bei der Artdiagnose lassen. Um den Kenntnisstand über die Wirtsbäume der Laubholz-Mistel in Südwestdeutschland zu erweitern, wird dazu aufgerufen, entsprechende Angaben zu sammeln.

Es wird gebeten, die Meldungen von Vorkommen der Laubholz-Mistel auf der Homepage der Botanische Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland e.V. (BAS) www.botanik-sw.de vorzunehmen und dabei die Wirtsbaumarten im Feld „Angaben zu Wuchsort und Standort“ anzugeben. Wenn die genaue Art des Wirtes aufgrund des unbelaubten Zustands im Winter nicht ermittelt werden kann, ist die Angaben der entsprechenden Gattung erwünscht, z.B. „auf Linde“.

In dem nächsten Band der Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland wird ein Artikel des Verfassers über die Laubholz-Mistel und ihre Wirtsbäume in Südwestdeutschland und speziell im Ulmer Raum erscheinen, mit Quellenverzeichnis und statistischen Auswertungen. Die auf der Homepage der BAS eingegangenen Fundmeldungen sollen zu einem späteren Zeitpunkt für ganz Südwestdeutschland ausgewertet und veröffentlicht werden.

Laubholz-Misteln finden sich gebietsweise häufig auf Garten-, Zier-, Hof- und Straßenbäumen im städtischen Bereich, in Alleen, Bruch- und Auwäldern, Uferbepflanzungen, an Waldrändern und in lichten Wäldern. Typische Wirtsbäume sind Kanadische Pappel (Populus x canadensis), Feld- und Silber-Ahorn (Acer campestre, A. saccharinum), Hänge-Birke (Betula pendula), Linden (Tilia spec.) und Weiden (Salix spec.), aber auch die Robinie (Robinia pseudoacacia). Reich an exotischen, selten dokumentierten Wirtsbäumen sind Parks, Arboreten und Botanischen Gärten. In Streuobstwiesen wird vor allem der Apfelbaum (Kulturapfel, Malus domestica) befallen, hier weiß man noch wenig über Unterschiede im Mistelbefall zwischen den einzelnen Sorten. In alten Feldhecken und kargen Heidelandschaften der Schwäbischen Alb sind Weißdorn (Crataegus spec.) und Mehlbeere (Sorbus aria) potenzielle Mistelwirte.

Die Mistelkartierung ist etwas speziell, da die Sichtnachweise im Winterhalbjahr am ergiebigsten sind und andererseits die Artdiagnose an winterkahlen Gehölzen deutlich erschwert ist, z.B. bei Populus, Salix, Tilia oder Crataegus.
Es wäre schön, wenn viele Fundmeldungen zusammenkommen und unser Kenntnisstand über die Verbreitung der Mistel wie auch ihrer Wirtsbäume abgerundet wird.

Neben der Laubholz-Mistel (Viscum album subsp. album) kommen in Südwestdeutschland noch die auf Weißtannen schmarotzende Tannen-Mistel (V. album subsp. abietis) sowie die auf Wald-Kiefer spezialisierte Kiefern-Mistel (V. laxum) vor. Beide zeigen in den inter¬aktiven Verbreitungskarten der Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs eine sehr unterschiedliche Verbreitung und sind ebenfalls lohnenswerte Kartierungsobjekte mit überraschendem Neufundpotenzial.

Kontakt:
Ralf Rieks
Dolinenweg 29
D-89143 Blaubeuren
ralf-rieks@outlook.de


Aufruf zu Erforschung der Gattung Alchemilla in Baden-Württemberg

von RICO KAUFMANN

Seit etwa 10 Jahren beschäftige ich mich mit der Gattung Alchemilla, wobei ich erst im letzten Jahr Baden-Württemberg dahingehend etwas näher erkundet habe. Mich reizt die Einfachheit der Pflanzen mit einer überschaubaren Anzahl von Merkmalen, die in meinen Augen dennoch gut für eine Unterscheidung geeignet sind, selbst bei ausschließlicher Berücksichtigung der Blattmerkmale. In den letzten Jahrzehnten waren insbesondere Gerold Hügin, Sigurd Fröhner, Heinz Kalheber und Wolfgang Lippert in Südwestdeutschland und Baden-Württemberg aktiv und haben direkt oder indirekt durch z. B. Herbar­belege die Verbreitung der Arten untersucht. Dabei sind bereits einige größere Veröffentlichungen für Baden-Württemberg und die angrenzenden Gebiete entstanden (Hügin 2006, Hügin & Fröhner 2009, Hügin & Fröhner 2012).

Ich werde im Laufe der nächsten Jahre die Gattung Alchemilla im Schmeil-Fitschen bearbeiten und möchte zusätzlich gern einen Bestimmungsschlüssel für Baden-Württemberg entwickeln, der nur die hier vorkommenden Arten behandelt und der einfach zu handhaben ist. Dafür benötige ich jedoch noch Informationen über die Verbreitung insbesondere der bislang als eher selten eingeordneten Arten, da ich die Variabilität der Merkmale berücksichtigen möchte. Außerdem vermute ich, dass einige der Arten der Vogesen auch im Hochschwarzwald vorkommen könnten, z. B. A. lunaria und A. flabellata. Letztere fand ich im August dieses Jahres auf dem Gipfel des Grand Ballon. Zuvor gab es aus den Vogesen nur einen veröffentlichten Nachweis vom Hohneck (Ochsenbein 1959). Mein schönster Fund war in diesem Jahr A. crinita im baden-württembergischen Allgäu auf einer Nasswiese bei Bad Wurzach, ein Erstnachweis für das Messtischblatt 8025. Die Art könnte im Gebiet, insbesondere in Richtung der Alpen, weiterverbreitet sein.

Hiermit möchte ich dazu aufrufen, mir gerne Fotos von Alchemilla-Arten, insbesondere mit gut erkennbaren Oberseiten der zur Bestimmung relevanten Grundblätter sowie der Blattstielbehaarung, per E-Mail (rico.kaufmann@mail.de) zu schicken. Die Blätter sollten jedoch im trockenen Zustand, also z. B. nicht direkt nach einem Regenschauer fotografiert worden sein. Herbarbelege schaue ich mir auch gern an. Zum Bearbeiter der Gattung im Rothmaler, Sigurd Fröhner, habe ich bereits Kontakt.

 

Hügin, G. (2006): Die Gattung Alchemilla im Schwarzwald und seinen Nachbargebirgen (Vogesen, Nord-Jura, Schwäbische Alb). Berichte der Botanischen Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland, Beiheft 2.

Hügin, G. & Fröhner, S. (2009): Die Gattung Alchemilla im Französischen und Schweizer Jura. Verbreitungskarten, Neubeschreibungen, Abbildungen, Bestimmungs- und Merkmalstabellen. Kochia 4, 47-134.

Hügin, G. & Fröhner, S. (2012): Die Gattung Alchemilla im Französischen und Schweizer Jura. Fortsetzung 1: Alchemilla pseudodecumbens spec. nov. Kochia 6, 29-62.

Ochsenbein, G. (1959): La végétation du Hohneck, Bulletin de la Société Botanique de France, 106:sup2, 37-60.


Schubert, Enno 2020: Die Pflanzenwelt des Weschnitztals und seiner Randgebiete. – 312 S.; Herausgeberin und Bezug: Botanische Vereinigung für Naturschutz in Hessen e. V., Schiffenbergerstraße 14, 35345 Wettenbreg, E-Mail: info@bvnh.de [ISBN: 978-3-00-065375-99]

von SIEGFRIED DEMUTH

Die Weschnitz ist ein kleiner Fluss im Grenzgebiet zwischen Hessen und Baden-Württemberg. Sie entspringt im hessischen Hammelbach, fließt durch den Odenwald bis ins badische Weinheim, um hier aus dem Mittelgebirge in die Oberrheineben auszutreten. Von hier verläuft sie weiter nach Nordwesten, um (wieder in Hessen) bei Wattenheim nach rund 55 km in den Rhein zu münden.

Eine ausführliche Darstellung der Naturräume und ihrer Besonderheiten, der Geologie und der Lebensräume führt in das Untersuchungsgebiet ein, bereichert durch zahlreiche Bilder.

Die Flora umfasst ein etwa 105 km² großes Gebiet zwischen der Quelle und dem Austritt in die Rheinebene mit Anteil an zehn Naturräumen. Zwischen 1993 und 2018 wurde vom Autor eine systematische Rasterkartierung auf 64stel-Quadranten der TK 25 durchgeführt. Dazu wurden jeder der ca. 2,1 km² großen Quadranten fünfmal zu verschie­denen Jahreszeiten begangen. Dabei wurden alle wildwachsenden, etablierten, in Etablierung begriffenen sowie öfter auftretende unbeständige Farn- und Samenpflanzen erfasst. Festgestellt wurden in diesen 26 Jahren 1.046 Sippen; dazu kommen knapp einhundert, die aus der Zeit vor 1990 bekannt waren, danach aber nicht mehr bestätigt werden konnte. In den artenreichsten Rasterflächen konnten über 500 Sippen nachgewiesen werden (Spitze sind 546), in den „artenärmsten“ immerhin noch über 300! Allein diese Zahlen sprechen für eine sehr gründliche Durchforschung dieses landschaftlich sehr reichen Gebiets.

Dargestellt werden die Sippen mit einer Rasterverbreitungskarte, die nicht nur das Vorkommen des Fundes in einem Raster angibt, sondern auch die ungefähre Menge in einer fünfstufigen Skala. Dazu gibt es Angaben zu Standort, naturräumlicher Verbreitung, Bestandsgröße, den floristi­schen Status im Gebiet sowie zu Vorkommen außerhalb des Unter­suchungsraums. Was besonders lesenswert ist – nicht nur für Kenner des Weschnitztals – sind die Beobachtungen des Autors in den mehr als 25 Jahren über Rückgänge und Zunahmen von Populationen und ihrer möglichen Ursachen. Solche spezifischen Kenntnisse kann keine Karte wiedergeben. Abgeschlossen wird die Flora des Weschnitztals mit einer Auswertung dieser großen Datenmenge in Bezug auf Areale, Zeigerwerte, Ausbreitungs- und Rückgangstendenzen in Abhängigkeit von Gefährdung und Etablierungsgrad, jeweils bezogen auf die Naturräume.

Wer jetzt Lust bekommt, sich selbst eine Eindruck von dieser sehens­werten Landschaft und ihre Pflanzenwelt zu machen, dem wird geholfen: Vorgestellt werden am Ende des Buches 186 Biotope und Biotopkomplexe mit bemerkenswerten Pflanzenvorkommen. Leicht zu finden durch genaue Ortsbeschreibungen und Karten. Gegliedert werden die Biotope in Feuchtgebiete, Gebiete mit Magerwiesen, Mager- und Trockenrasen, Wegböschungen und Wegränder (ideal für botanische Spaziergänge!), Felsen und Mauern, Ruderalflächen, Äcker, Wälder und – was den Rezensenten besonders freut – sechs Friedhöfe.


Aufruf zur Erfassung der Acker-Begleitflora in Baden-Württemberg

von MARKUS KOCH und LAURA KELLERMANN (Projekt  AgroBioDiv, Universität Heidelberg)

 

Zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft wurde von der Landesregierung Baden-Württemberg das über das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) geförderte Forschungs­programm „Ökologischer Landbau“ ins Leben gerufen. Die Agrarland­schaft bietet nach wie vor eine große Chance für einen Landschaftraum, einer großen Vielfalt von Pflanzen und Insekten ihren Raum zu geben. Daher untersucht das Projekt AgroBioDiv (Universität Heidelberg), inwiefern ein ökologischer Landbau, der auch auf sogenannte „Öko­sorten“ bei der Kulturpflanzenwahl setzt, zum Schutz der Biodiversität in der Agrarlandschaft beitragen kann.

Die Botanische Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutschland ist ein wichtiger und tragender Kooperationspartner mit großer floristischer Erfahrung, und wir sind auf eine besondere Form von Mitarbeit und Bürgerwissenschaft angewiesen, um in dem Projekt erfolgreich sein zu können.

Ziel ist es, die biologische Vielfalt auf ausgesuchten Anbauflächen und hier insbesondere auf Getreidefeldern mit dem Schwerpunkt der Acker­begleitflora zu erfassen. Die erhobenen lokalen Daten sollen zum einem im Kontext der landesweiten floristischen Vielfalt untersucht werden (Flora Baden-Württemberg). Zum anderen werden Flächen von ökologisch wirtschaftenden Betrieben mit konventionell bewirtschafteten, sowie mit verschiedenen Zwischenformen verglichen.

Die beteiligten Landwirte und die in der Vegetationsperiode Frühjahr/Sommer 2021 zu kartierenden Flächen verteilen sich auf ganz Baden-Württemberg. Dieser erste Kartierungsdurchgang wird vor allem ökologisch arbeitende Betriebe erfassen, sodass wir von einer spannen­den Ackerbegleitflora ausgehen dürfen. Die ausgesuchten Getreideäcker sollen möglichst umfassend qualitativ und quantitativ in Bezug auf die Ackerbegleitflora und im Austausch mit den Landwirten erfasst werden.

Die Daten finden natürlich auch Einzug in die Datenbank der Flora Baden-Württemberg am Naturkundemuseum in Stuttgart.

Einen Überblick über die grobe Lage der derzeitigen Unter­suchungsgebiete finden Sie auf der Website des Projektes: https://oekolandbauforschung-bw.uni-hohenheim.de/agrobiodiv_aktuelles.

 

Wir würden uns sehr über Ihre Mitarbeit bei diesem spannenden Projekt freuen! Bitte melden Sie sich bei Interesse per E-Mail unter agrobiodiv@cos.uni-heidelberg.de oder laura.kellermann@cos.uni-heidelberg.de oder telefonisch unter +49 6221 / 54 4619.